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Diese Jobs könnten durch die Legalisierung von Cannabis entstehen

22 Sep. 2022 von Raymond Renner
Fachartikel
Package delivery with marijuana, payment terminal. Use and storage medical marijuana. Legalized narcotic herb. Treating pain, stress and insomnia. Registered medical hemp delivery agent

Die Legalisierung von Cannabis wird seit langer Zeit in der Politik diskutiert. Bis heute ist es allerdings noch illegal, Cannabis zu kaufen oder es zu verkaufen. Zum Ende des Jahres 2022 soll ein Gesetzesentwurf vorliegen, der das Genussmittel legalisiert. Unabhängig von den medizinischen Fragen über die Auswirkungen von THC bietet dieser Kurswechsel vor allem wirtschaftliches Potenzial. Mit der Legalisierung von Cannabis könnten in Deutschland jede Menge neue Jobs entstehen.

Daten, Kennzahlen und Fakten zum Cannabiskonsum in Deutschland

Die deutsche Hauptstadt Berlin gehörte 2018 mit einem Konsum von 11,6 Tonnen Cannabis zu den Städten mit dem höchsten Verbrauch. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus 2019 hat fast jeder zweite junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 25 Jahren bereits Cannabis konsumiert – auch und vor allem außerhalb medizinischer Anwendungsbereiche. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit nach Frankreich, Tschechien, Estland und Dänemark auf Platz 5.


Auf dem legalen Cannabismarkt wurden in ganz Europa im Jahr 2020 rund 320,7 Milliarden Euro umgesetzt. Laut Prognosen wird diese Zahl im Jahr 2025 auf 3,1 Milliarden Euro steigen. Diese Fakten zeigen, welches Potenzial Cannabis für die Wirtschaft hat. Laut einer Studie des Deutschen Hanfverbandes würden sich allein die Steuereinnahmen des Deutschen Staates durch die Hanf-Legalisierung auf 2,39 Milliarden Euro belaufen. Zudem würden über eine Milliarde Einsparungen für Polizeikontrollen durch die Legalisierung entstehen. Was den Jobmarkt betrifft, stimmt der Vergleich mit anderen Ländern positiv. Obwohl in den USA für jeden Bundesstaat eigene Regelungen zur Cannabis-Legalisierung gelten, konnte seit 2017 ein explosionsartiger Zuwachs an Jobs beobachtet werden. In den Jahren zwischen 2017 und 2020 wurden über 250.000 neue Arbeitsplätze durch die Cannabis-Legalisierung geschaffen.

Legalisierung von Cannabis: Der aktuelle Stand

Im Koalitionsvertrag haben sich die Parteien SPD, FDP und Grüne bereits darauf geeinigt, dass Marihuana für Personen ab 18 Jahren zukünftig legal zu kaufen sein soll. Cannabis soll als Genussmittel dann in ausgewählten und lizensierten Geschäften käuflich erworben werden können. Bis dahin müssen noch relevante Fragen zum Gesundheitsschutz, zum Anbau und den Lieferketten beantwortet werden.


Für den legalen Cannabis-Erwerb soll eine klare Obergrenze festgelegt werden, die bei 20 bis 30 Gramm liegen wird. Wann genau das Gesetz zur Legalisierung verabschiedet wird, ist derzeit noch ungewiss. Wer besonders optimistisch ist, kann auf Ende 2022 hoffen. Experten gehen allerdings davon aus, dass es vor 2024 nicht zu einer Legalisierung von Cannabis kommt.

Cannabis als Jobmotor: Neue Arbeitsplätze durch Legalisierung

Mit der Legalisierung von Cannabis würde THC aus dem Schwarzmarkt an die Oberfläche geholt werden. Wie bereits in anderen Ländern wie den Niederlanden oder den USA zu beobachten ist, könnten daraus zahlreiche neue Jobs entstehen. Diese wiederum bringen Steuern ein und könnten der deutschen Wirtschaft nicht unerheblichen Wachstumsschub geben.

Neue Jobs im Handel

Cannabis soll im ersten Schritt in ausgewählten Geschäften verkauft werden. Allein durch den direkten Handel würden in allen größeren Städten neue Ladengeschäfte entstehen, in denen Arbeitsplätze geschaffen werden. In anderen Ländern kann THC auch online bestellt werden, sodass auch im ECommerce Arbeitsplätze geschaffen werden.


Die Cannabis-Händler brauchen spezielle Schulungen, um THC in Deutschland legal verkaufen zu können.

Anbau der Hanfpflanze

Mit der Legalisierung können noch mehr Hanfpflanzen legal angebaut werden. Es braucht dafür eine geeignete Umgebung, in der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtverhältnisse stimmen. Nach etwa sechs bis zwölf Wochen können Erntehelfer die Blüten der Pflanze einholen. Die kleinen Blüten von der Pflanze zu trennen, ist eine manuelle und sehr aufwändige Arbeit, für die es entsprechend engagierte und motivierte Saisonarbeiter braucht.  

Spezialist in Extraktion

Nach der Ernte muss die Cannabispflanze für den späteren Konsum weiterverarbeitet werden. In Spanien wird bereits an den Universitäten ein Master angeboten, in dem die Kunst der Cannabis-Extraktion vermittelt wird. Um den Harz vom Rest der Blüten und der Blätter zu trennen, gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Wer die Trockensiebung, die Wasser-Eis-Extraktion oder die Extraktion mit Butangas beherrscht, ist ein begehrter Bewerber in Coffee-Shops.

Information & Medien

Solange Cannabis noch illegal ist, ist auch die Berichterstattung darüber in den Medien stark eingeschränkt. Im Bundesstaat Colorado in den USA erleben Informationsportale rund um die Welt des Cannabis seit der Legalisierung einen erheblichen Boom. Zeitungen engagieren spezielle Freelancer, die den Lesern Informationen aus erster Hand anbieten.

Bildung und Weiterbildung

Mit der Cannabis Legalisierung wird auch der Bedarf steigen, über den richtigen Konsum aufzuklären. Dafür werden Fachleute mit guten Kommunikationsfähigkeiten gebraucht sowie Ärzte und Therapeuten, die auf diesem Sektor fit sind. Im amerikanischen Bundesstaat Florida werden Ausbilder im Bereich Medical Marijuana bereits sehr gut bezahlt. 


Auch an den deutschen Universitäten könnten durch die Legalisierung des Cannabis-Konsums neue Fachrichtungen und Studiengänge entstehen. Der Anbau und die Zucht von Hanf ist sehr komplex, sodass Hanfbauern spezielles Fachwissen darüber vermittelt werden muss. Nach kanadischem Vorbild sind eigenständige Studiengänge denkbar, die wichtige Themen rund um den Anbau, die Sicherheit, den Konsum und den Vertrieb von Hanfprodukten vermitteln.

Entwicklung & Produktion

Bereits heute gibt es umsatzstarke Unternehmen wie Adrexpharma, die sich auf die Produktion und Vermarktung von medizinischen Cannabis-Produkten spezialisiert haben. Es gibt verschiedene Abteilungen wie die Entwicklung neuer Darreichungsformen, die Herstellung und den Vertrieb, in denen Beschäftigten eine gute Perspektive geboten wird.

Budtender

Der Begriff Budtender leitet sich vom „Bartender“ (Barkeeper) ab und bezeichnet einen Mitarbeiter, der für die Cannabisabgabe in einem Geschäft wie einer Apotheke aber auch einem Coffeeshop verantwortlich ist. Der Budtender braucht ein umfangreiches Wissen über Cannabis und THC, um Kunden gut zu beraten, Empfehlungen auszusprechen und das richtige Produkt für die Kunden zu finden. Budtender brauchen einen vollständigen Überblick darüber, wie Cannabis im Körper wirkt.

Einkauf & Beschaffung

Die Niederlande gelten schon seit vielen Jahren als positives Beispiel für den kontrollierten Verkauf von Cannabis. Hier ist es erlaubt, Cannabis in den Coffeeshops nicht nur als Rauchware, sondern zum Beispiel auch in Form von Keksen, Kuchen oder anderen Lebensmitteln anzubieten. Allerdings gibt es dafür auch in den Niederlanden strenge Regularien. So dürfen die Shops beispielsweise keine größeren Mengen Cannabis lagern – es gilt eine Obergrenze von 500 Gramm.


Zum Problem wird die Tatsache, dass der Verkauf von Cannabis in den Coffeeshops zwar legal ist, der gewerbliche Anbau der Hanfpflanze aber weiterhin illegal. Genau dieser Umstand bringt einen neuen Job auf dem Arbeitsmarkt hervor, denn im Hintergrund jedes Shops muss es Personen geben, die Cannabis auf verschiedenen Wegen einkaufen.


Allein dieser kleine Auszug zeigt, welche Kraft eine Cannabis-Legalisierung auf die deutsche Wirtschaft entfalten kann. Sowohl für die Konsumierenden als auch für den Arbeitsmarkt kann eine neue Gesetzeslage entscheidende Vorteile mit sich bringen.

 

Bild: ©H_ko/Adobe Stock

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