Zurück zur Übersicht

Cannabis-Blüten zeigen bei Schmerztherapien die beste Wirkung

2 Jan. 2022 von Raymond Renner

Bei Cannabis handelt es sich nicht nur um ein aktuell noch verbotenes Rauschmittel, sondern auch um ein sehr wirksames Medikament. Die darin enthaltenen Wirkstoffe THC und CBD können Beschwerden von Patienten oft auch in schweren Fällen lindern, in denen konventionelle Heilmittel keine Wirkung mehr zeigen. Einer aktuellen Studie der Universität von New Mexico zufolge gilt dies besonders für die Blüten.

Einsatzspektrum von Cannabis in Deutschland sukzessive ausgeweitet

Bislang ist der Extrakt der Hanfpflanze (Cannabis) in Deutschland weitgehend verboten. Dabei handelt es sich bei den getrockneten Blüten (Marihuana) und dem Harz (Haschisch) der Pflanze nicht nur um Rausch-, sondern auch um hochpotente Heilmittel, denen vor allem bei der Behandlung chronischer Schmerzen eine wachsende Bedeutung zukommt.

Lange Zeit war der Einsatz von Cannabis-Medikamenten in Deutschland nur bei Multipler Sklerose und Spastiken zulässig. Dies änderte sich im Jahr 2017 durch das Gesetz „Cannabis als Medizin“, das den Einsatz auch bei anderen schwerwiegenden Erkrankungen ermöglichte. Cannabis-Medikamente wie Dronabinol-Tropfen werden beispielsweise chronisch kranken Personen verschrieben, bei denen andere Schmerzmittel nicht mehr wirken bzw. nicht mehr vertragen werden. Ein typisches Einsatzgebiet sind im Nervensystem entstehende Problematiken wie Spastiken und Neuropathien, die oft im Zuge von Bestrahlungstherapien bei Krebsleiden entstehen. Ein weiteres Einsatzgebiet sind Phantomschmerzen, wie sie nach Amputationen auftreten.

Die Wirkungen von THC und CBD

In Cannabis sind mehr als 100 Wirkstoffe enthalten. Die wichtigsten sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). THC ist vor allem für die Aufhellung der Stimmung, die Veränderung der Wahrnehmung und die Linderung von Schmerzen verantwortlich. CBD auf der anderen Seite wirkt entzündungshemmend, krampflindernd, angstlösend und schmerzstillend.

Ein wesentlicher Vorteil beim Einsatz von Cannabis im Vergleich mit anderen Medikamenten besteht darin, dass darin Wirkstoffe enthalten sind, die der Körper in ähnlicher Form selbst produziert (Endo-Cannabinoide). An die hierbei zum Einsatz kommenden Rezeptoren können auch die Wirkstoffe der Hanfpflanze binden und ihre Wirkung entfalten. Hervorzuheben ist hierbei der Rezeptor CB1, der sowohl im Zentralen Nervensystem als auch in vielen anderen Organen vorkommt. Seine Aktivierung lindert Angst, Unruhe, Stress und Schmerzen. Der Rezeptor CB2 kommt in den Immunzellen von Lunge und Darm vor, wo er eine entzündungshemmende Wirkung hat.

University of New New Mexico führt neue Untersuchung zu Cannabis-Schmerzbehandlung durch

Forscher der Universität von New Mexico haben in einer neuen Studie die schmerzstillende Wirkung von herkömmlichen Hanfblüten untersucht. Zu diesem Zweck verwendeten sie eine spezielle App, die das körperliche Empfinden der Studienteilnehmer vor, während und nach dem Haschisch- und Marihuana-Konsum erfasste. Insgesamt werteten die Forscher mehr als 20.000 Einträge von rund 3.000 Personen aus, die in einem Zeitraum von mehr als zwei Jahren erstellt wurden.

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Hanfblüten bei der Schmerztherapie am besten wirken – vor allem dann, wenn sie einen hohen THC-Gehalt aufweisen. Die Teilnehmer berichteten von einer kurzfristigen Schmerzreduktion bei Konsum mittels Joints oder Vaporizers. Die Forscher hoben dabei vor allem die breite Anwendbarkeit von Cannabis hervor, das anders als konventionelle Präparate nicht nur auf einzelne, sondern auf eine Vielzahl von Schmerzbereichen einwirkt.

Als Kernergebnis gaben die Wissenschaftler an, dass es sich bei Hanf um ein mittelstarkes und damit wirksames Analgetikum handele. Dabei gehe die Wirkung vor allem von den Blüten aus. THC-Pillen, Tinkturen und Getränke seien weniger wirksam.

Weitere Erkenntnisse der Studie:

  • Hybride Hanfsorten wie Indica oder Sativa zeigen bei Schmerzen die besten Ergebnisse.
  • Viel THC hilft mehr, wohingegen eine zusätzliche Gabe von CBD keine zusätzlichen lindernden Effekte bewirkt.
  • Besonders Schmerzpatienten mit Nervenerkrankungen, Migräne und Muskelschmerzen profitieren von der Wirkung der Hanfblüten.
  • Eine geringe Menge THC ist vor allem für Patienten mit Schmerzen im Magen-Darm-Bereich geeignet.

Fazit

Hanf ist eine vergleichsweise sichere und nebenwirkungsarme Pflanze, die bei der Behandlung von Schmerzen eine lohnenswerte Alternative zu konventionellen Arzneimitteln darstellen kann. Eine besonders starke Wirkung entfalten dabei ihre Blüten, die erwiesenermaßen zu einer Linderung verschiedenster Schmerzkomplexe beitragen können.

 

Bild: ©Tinnakorn/Adobe Stock

Passende Artikel zum Thema